Tepla,

„MAAFEX 2012“: Gemeinsame Erdbebenübung von THW und tschechischem HZS

Gemeinsam mit dem tschechischen Feuerwehr-Rettungskorps (HZS) und dem Traumateam der Tschechischen Republik trainierten Einheiten des Geschäftsführerbereichs Chemnitz der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) vom 22. bis 23. Juni 2012 in der tschechischen Stadt Tepla den Ernstfall bei einer Erdbebenkatastrophe.

Neben etwa 200 Feuerwehrleuten, Rettungsassistenten und Ärzten nahmen 40 Helferinnen und Helfer aus den Bergungsgruppen des THW an dieser Großübung auf EU-Ebene teil. Dabei stammten diese aus den Ortsverbänden Plauen, Chemnitz, Aue-Schwarzenberg, Annaberg und Freiberg. Ein solches Szenario benötigt eine umfassende Vorbereitung, an welcher von deutscher Seite federführend Herr Oettel aus der Geschäftsstelle Chemnitz beteiligt war.

Bereits am Donnerstag (21.06.) erhielten die Ortsverbände ihren Einsatzauftrag und konnten mit der Marschvorbereitung beginnen. Am Folgetag gegen 16:30 Uhr erwartete die beteiligten Führungskräfte die erste logistische Meisterleistung. Am Fuße des Fichtelbergs wurden alle Einheiten mit umfassender Technik zusammengezogen. Unter der Leitung des Marschkolonnenführers Thomas Rothe (OV Chemnitz) und der Eskortierung durch ein Fahrzeug des HZS verlegte die 14 Fahrzeuge umfassende THW-Kolonne in das etwa 70 Kilometer entfernte Tepla.

Vor Ort hatte die EU bereits die Erkundung der Schadenslage durchgeführt und übernahm die zentrale Koordinierung des Einsatzes im eigens dafür eingerichteten Einsatz-Koordinierungs-Zentrum (OSOCC). Übungsschwerpunkt für die deutschen Kräfte war das Anrainerstaatenkonzept sowie die effektive Umsetzung der Einsatzlogistik, die Deichverteidigung und die Rettung und Bergung von Personen aus Gebäuden und unwegsamen Gelände.

Wie im realistischen Einsatz konnten die deutschen Einsatzkräfte nicht lang verschnaufen. Im Einsatzgebiet angekommen (ca. 19:00 Uhr), wurde der deutsche Einsatzleiter Rico Graischen (OV Chemnitz) mit seinen Dolmetschern umgehend in das OSOCC gerufen. Hier wurde durch die Liaison Officers der EU die Schadenslage erklärt und mögliche Einsatzmöglichkeiten für das THW besprochen. Nach einer anschließenden Vor-Ort-Begehung konnten die Helferinnen und Helfer auch sofort mit der Arbeit beginnen. Ein großes Industriegebiet wurde durch das Erdbeben stark beschädigt. Es musste von mehreren Hundert verletzten und toten Personen ausgegangen werden. Dem THW wurde ein Einsatzabschnitt zugeteilt, in welchem die Rettung und Bergung vollzogen werden musste. Weiterhin war der Aufbau einer umfassenden Beleuchtung bzgl. der einsetzenden Dämmerung notwendig. Somit sahen sich die Helferinnen und Helfern im gesamten Einsatzabschnitt eingestürzten Schachtsystem, herabgestürzten Decken, Dunkelheit, Unwegsamkeit und Einsturzgefahr bei den Gebäuden ausgesetzt. Dabei war auch die internationale Zusammenarbeit vor Ort ständig gefragt. Gegen 01:30 Uhr in der Nacht konnte der Einsatz vorerst unterbrochen werden.

Der Aufbau der Schlafunterkunft war anschließend zum Glück nicht mehr notwendig. Das tschechische HZS hatte bereits eine humanitäre Zeltstadt mit Schlafmöglichkeiten, Sanitärbereich und Verpflegung aufgebaut.

Bereits um 07:00 Uhr ging das Einsatzgeschehen für die THW-Kräfte weiter. Nach dem Erhalt des Einsatzauftrages aus dem OSOCC hieß es einen umfassenden Sandsackverbau in unmittelbarer Nähe zum Industriegebiet zu errichten. Hier befand sich ein Stausee dessen Staumauer durch das Erdbeben stark beschädigt wurde und welcher inzwischen drohte zu brechen. Auch diese Aufgabe wurde mit Bravour gemeistert.

Auch der ständige Vertreter des Landesbeauftragten für Sachen, Thüringen, Dr. Marcus von Salisch, besuchte die deutschen und tschechischen Einsatzkräfte vor Ort. Persönlich informierte er sich an den Einsatzstellen bei dem Einsatzleiter und den Gruppenführern des THW über die internationale Zusammenarbeit und das Voranschreiten der Rettungsmaßnahmen. Anschließend besuchte er den Einsatzleiter des HZS und dankte ihm für die hervorragend organisierte Übung und die Möglichkeit der deutschen Beteiligung. Dabei signalisierte er auch, dass diese Maßnahmen für alle Teilnehmer von zentraler Bedeutung sind. Neben der politischen Kooperation zwischen den Ländern ist es unabdingbar, dass diese Verträge auch mit Leben gefüllt werden und sich die führenden Einsatzkräfte auch persönlich kennenlernen. Nur so kann ein reibungsloser Verlauf von realen Einsätzen gewährleistet werden.

Am Samstag gegen 16:00 Uhr erreichten die Einsatzkräfte des THW wieder Deutschland und konnten eigenständig in die jeweiligen Dienststellen zurückverlegen. Dies taten sie mit einem positiven Blick zurück auf die letzten 24 Stunden. Die Übung erreichte teilweise einen so hohen Realitätsgrad, dass die Helferinnen und Helfer voller Anspannung und Konzentration ihre erhaltenen Aufgaben in die Tat umsetzten. Dabei konnten die Bergungsgruppen des THW ihren tschechischen Kollegen ein breites Spektrum ihrer Leistungsfähigkeit präsentieren.

Das THW ist die Katastrophenschutzorganisation des Bundes in der Organisationsstruktur einer Bundesbehörde, aber mit dem Selbstverständnis einer von ehrenamtlichen Angehörigen getragene Einsatzorganisation. Technische Hilfe im Ausland leistet das THW im Auftrag der Bundesregierung. Daher bedürfen Auslandseinsätze grundsätzlich einer Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium des Inneren. Zur Optimierung der Zusammenarbeit zwischen dem THW und seinen Nachbarstaaten wurde ein vereinfachter Anforderungsweg echtwickelt – das Anrainerstaatenkonzept. Bei Einsatzstellen in Landkreisen oder Bezirken unmittelbar an der Staatsgrenze kann das THW von der Katastrophenschutzbehörde des Nachbarlandes direkt angefordert werden. Hierbei arbeitet der THW-Landesverband Sachsen, Thüringen eng mit den HZS-Bezirksdirektionen Usti nad Labem, Karlsbad und Pilsen zusammen.








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